Hundehaltung und Hundeverhalten

Einem Hund das Bellen abgewöhnen

Bellender Wachhund
Hunde bellen viel häufiger als Wölfe, Foto: © Nikolay / FreeDigitalPhotos.net

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Bellen ist nur eine von vielen Ausdrucksmöglichkeiten des Hundes. Wenn ein Hund bellt, möchte er seinem Gegenüber etwas mitteilen oder seine Befindlichkeit ausdrücken. Die Gründe, warum Hunde bellen, können vielfältig sein. Wachhunde bellen, um Fremdes zu melden und das eigene Revier zu verteidigen. Bellen kann auch Ausdruck von Freude, Angst oder Unsicherheit sein.

Ein Hund, der bellt, ist noch lange kein Problemhund. Hunde, die aber übermäßig viel bellen, können für jeden Halter zum Problem werden. Um unerwünschtes Bellverhalten in den Griff zu bekommen, ist es zuvor notwendig herauszufinden, warum ein Hund bellt. Oft bellen Hunde z.B. nur, wenn sie zu viel Zeit alleine verbringen (Hunde ans Alleinsein gewöhnen) oder körperlich und geistig unausgelastet sind. Auch sind manche Hunderassen von Natur aus bellfreudiger als andere. In einer hellhörigen Wohnung kann man mit einem besonders kommunikativen Hund (z.B. Beagle, Spitz oder Jack Russell Terrier) durchaus Probleme mit den Nachbarn bekommen.

Wann und warum bellen Hunde

Es gibt verschiedene Momente, in denen Hunde bellen. Mit etwas Übung kann ein Halter auch am Klang und der Körpersprache des Hundes Rückschlüsse auf den Grund des Bellens ziehen. Grundsätzlich signalisieren hohe Töne eher Freude, Angst oder Unsicherheit. Tiefe Belltöne bedeuten Selbstsicherheit, Drohung oder Warnung.

  • Verteidigungsbellen
    Beim Verteidigungs- oder Abwehrbellen bellt ein Hund fremde Menschen oder Hunde an, wenn sich diese dem eigenen Revier nähern. Das eigene Revier ist das Haus, der Garten oder die Wohnung. Aber auch Plätze und Gegenden, an denen ein Hund viel Zeit verbringt, wie etwa das Auto oder eine beliebte Gassi-Strecke, zählen zum eigenen Revier.
  • Aufmerksamkeitsbellen
    Ein süßer Welpe, der bellt, bekommt Aufmerksamkeit. Er wird gestreichelt, gefüttert, mit Spielzeug oder Spaziergängen bespaßt. So lernt ein Hund sehr rasch, dass er sich mit Bellen Aufmerksamkeit verschaffen kann. Wird jedes Bellen mit Zuwendung, Futter, Spielen oder anderen erwünschten Reaktionen „belohnt“, so wird ein Hund das Bellen auch in Zukunft einsetzen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Hinzu kommt, dass das Bellen durch die Ausschüttung von Endorphinen an sich schon selbstbelohnend ist.
  • Aufregungsbellen
    Hunde bellen auch gerne, wenn sie auf Menschen oder befreundete Hunde treffen (Begrüßungsbellen) oder mit anderen Hunden spielen. Oft bellen Hunde auch immer dann, wenn sie andere Hunde bellen hören.
  • Angstbellen
    Beim Angstbellen bellt der Hund ortsunabhängig – also auch außerhalb der eigenen Umgebung – bei unbekannten Geräuschen oder ungewohnten Situationen. Die Körperhaltung ist meist angespannt, die Ohren sind angelegt und der Blick von der „Angstquelle“ abgewendet.
  • Krankhaftes Bellen
    Neben den üblichen Situationen, in denen Hunde bellen, gibt es auch komplexe Störungen, die zu übermäßigem Bellen führen. Zwanghaftes Bellen, das von stereotypen Bewegungen oder Verhaltensweisen (Auf- und Ablaufen, Wundlecken) begleitet wird, resultiert oft aus starken Stresssituationen, die über einen längeren Zeitraum angedauert haben. Dieses Frustrationsbellen zeigen häufig Zwinger- oder Kettenhunde. Es können aber auch Hunde betroffen sein, die unter starken Verlustängsten leiden. Bei solch komplexen Störungen sollte man einen Tierarzt oder Verhaltenstrainer zu Rate ziehen.

Übermäßiges Bellen abgewöhnen

Das Wichtigste zuerst: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund ausreichend körperlich und geistig gefordert wird. Ein heillos unterforderter Hund muss seinem Unmut irgendwie Ausdruck verleihen. Rechnen Sie auch nicht damit, dass ein problematisches Bellverhalten innerhalb kürzester Zeit abgewöhnt werden kann. Das Antrainieren von einem erwünschten Alternativverhalten erfordert Zeit und Geduld.

Vermeiden Sie Situationen, in denen der Hund häufig bellt, bzw. reduzieren Sie die Reize, die das Bellen auslösen. Beim Verteidigungsbellen kann das z.B. durch die optische Verkleinerung des Reviers erfolgen (Vorhänge vor den Fenstern, blickdichter Zaun im Garten). Je kleiner das Territorium ist, das es zu bewachen gilt, desto weniger Reize gibt es.

Bellt Ihr Hund Passanten oder andere Hunde beim Spazierengehen an, lenken Sie ihn mit Leckerlis oder einem Spielzeug ab, noch bevor der Hund zu bellen beginnt. Manchmal hilft es auch, den Hund zum Sitzen zu bringen, sobald sich ein anderer Hund nähert. Anfangs kann es leichter sein, vor der Begegnung die Straßenseite zu wechseln. Loben und belohnen Sie ihren Hund jedes Mal, wenn er sich ruhig verhält.

Beim Aufmerksamkeitsbellen ist es entscheidend, den Hund nicht für sein Bellen zu belohnen. Hundehalter verstärken das Aufmerksamkeitsbellen meist unwissentlich, indem sie sich ihrem Hund zuwenden, ihn streicheln, mit ihm spielen oder mit ihm sprechen. Für einen Hund ist dies eine Belohnung und eine Bestätigung seines Tuns. Wenden Sie sich stattdessen von Ihrem Hund ab oder verlassen Sie den Raum. Belohnen Sie ihn erst, wenn Ruhe eingekehrt ist. Hört er nicht auf zu bellen, kann ein sanfter Schnauzengriff helfen. Beginnt Ihr Hund zu bellen, während Sie mit ihm spielen, hören Sie zu spielen auf.

Bringen Sie Ihrem Hund – in entspannter, reizarmer Umgebung – ein Ruhe-Kommando bei. Belohnen Sie Ihren Vierbeiner regelmäßig, wenn er sich ruhig verhält und sprechen Sie dabei ein Kommando („Ruhe“, „Still“, „Leise“) aus. Verwenden Sie dieses Wort jedes Mal, wenn der Hund zu bellen aufgehört hat.

Um das Begrüßungsbellen zu reduzieren, sollten Sie sich bei Begrüßungen jeder Art auch selbst zurückhalten. Bringen Sie Ihrem Hund auch das Sitz- und Bleib-Kommando erst in aller Ruhe bei, und wenden Sie es an, wenn Besuch kommt. Sie können auch ein Spielzeug in der Nähe der Tür platzieren und Ihren Hund ermuntern, es aufzunehmen, bevor es zur Begrüßung kommt.

Beim Angstbellen kann man mit den Methoden der Desensibilisierung und Gegenkonditionierung gute Erfolge erzielen. Bei der Desensibilisierung wird der Hund mit dem Reiz, der das Bellen auslöst (z.B. ein Geräusch), bewusst konfrontiert. Die Intensität des Reizes ist anfangs sehr gering und wird mit der Zeit langsam gesteigert. Der Reiz darf immer nur so gering sein, dass der Hund ihn zwar wahrnimmt, aber nicht darauf reagiert. Bei der Gegenkonditionierung geht es darum, den Reiz, der das Bellen auslöst, mit etwas Positivem (z.B. Futtergabe) zu verknüpfen.

Was Sie vermeiden sollten

  • Ermutigen Sie Ihren Hund nicht zum Bellen, etwa mit Sätzen wie „Wer kommt denn da?“
  • Belohnen Sie Ihren Hund nicht für das Bellen, indem Sie sich ihm zuwenden, ihn streicheln oder mit ihm spielen, wenn er bellt.
  • Schreien Sie Ihren Hund nicht an. Gemeinsames „Bellen“ wirkt auf den Hund eher anfeuernd als beruhigend.
  • Bestrafen Sie Ihren Hund nicht. Jede Bestrafung verursacht Stress und kann das Problem verstärken.
  • Lassen Sie die Finger von technischen Hilfsmitteln, wie Antibell-Halsbändern. Diese sind unter Tierschützern und Hundetrainern äußerst umstritten und bringen bei unsachgemäßer Anwendung mehr Schaden als Nutzen.
  • Seien Sie geduldig. Das Abgewöhnen eines problematischen Bellverhaltens erfordert Zeit und Geduld.

Ein Hund ist und bleibt ein Hund

Bei allen Trainings- und Erziehungsmethoden gegen übermäßiges Bellen dürfen Hundehalter eines jedoch nicht vergessen: Ein Hund ist immer noch ein Hund, und Hunde bellen nun einmal. Eine natürliche Lautäußerung, wie das Bellen darf daher niemals vollständig unterdrückt werden. Es ist jedoch sinnvoll, das Bellen so früh wie möglich in erträgliche Bahnen zu lenken, wenn man keinen Dauer-Kläffer an seiner Seite und ständig Ärger mit der Nachbarschaft haben möchte.

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