Hundehaltung und Hundeverhalten
Hundeerziehung - aber richtig!
Oft beklagen besorgte Tierfreunde, dass erwachsene Hunde sich schlecht umstellen und ihr Verhalten nicht mehr veränderbar ist. Ein Welpe passt sich am einfachsten an und ein alter Hund bleibt wie er ist. Aber stimmt das? Experten des Verein Pfotenhilfe, geben Tipps zur richtigen Hundeerziehung.
Sozialisierung von Welpen
Es ist richtig, dass Hunde in der Sozialisierungsphase, die etwa von der vierten bis zur vierzehnten Woche, bei Spätentwicklern bis zur sechzehnten Lebenswoche dauert, besonders leicht lernen. In dieser Zeit entwickelt sich auch das Gehirn des Hundes. Dies geschieht größtenteils durch Umwelteinflüsse, die der Hund in der Sozialisation wahrnimmt (siehe auch: Welpen sozialisieren)
In dieser Phase sind die Hunde geschützt in der Gruppe und wer ihnen begegnet, wird auch später als Freund und Sozialpartner akzeptiert. "Deshalb ist es sinnvoll, dass bereits Welpen positive Erfahrungen mit anderen Hunden, verschiedenen Menschen und eventuell auch Katzen oder anderen Heimtieren sammeln." erklärt Andrea Stanzel, Heimtierexpertin beim Verein Pfotenhilfe. Auch verschiedene Alltagsgeräusche, wie eine Waschmaschine, ein Staubsauger oder das Vorbeifahren einzelner Autos erleichtern den späteren Alltag.
In der neunten Lebenswoche beginnt eine erste Phase der Unsicherheit, in der es sinnvoll ist, dass der Welpe durch die Mutter und die Geschwister Sicherheit hat. Deshalb sollten junge Hunde erst zwischen der zehnten und zwölften Lebenswoche von ihrem bisherigen vertrauten Umfeld getrennt werden und in ein neues Zuhause übersiedeln.
Vertrauen aufbauen
Das Wichtigste ist, dass der Welpe lernt, der Umwelt und dem Hundehalter zu vertrauen. Kann er die Eindrücke gut verarbeiten, merkt er, dass er Situationen beeinflussen kann und falls es unangenehm wird, jemand da ist und ihm aus der Situation hilft. Dann wird er sich auch später in neuen Situationen gelassen zeigen. "Macht der Welpe hingegen schlechte Erfahrungen, weil er von anderen Hunden gemobbt wird, von Kindern grob behandelt wird oder in ein Einkaufszentrum mitgenommen wird, wo er völlig überfordert mit den vielen Eindrücken ist, wird er auch später in ähnlichen Situationen unsicher reagieren." berichtet Stanzel.
Aber auch das Fehlen von Erfahrungen wirkt sich auf die Entwicklung negativ aus, weil dann die nötigen Nervenzellenverbindungen wenig genutzt wurden und der Hund im Erwachsenenalter nur eine bestimmte Zahl von Reizen verarbeiten kann. Kennt er also beispielsweise nur die Wiese vor der Türe und den Feldweg, wird er sich später schwer tun, wenn er in einer Großstadt plötzlich mit Passanten, Autos und zahlreichen Hunden konfrontiert ist. Wichtig ist, den Welpen zu fördern aber nicht zu überfordern.
Hunde lernen ihr gesamtes Leben lang
Ein Hund, der in der Sozialisationsphase isoliert aufgewachsen ist oder schlimme Erfahrungen machen musste, kann selbst dies bis zu einem gewissen Grad nachholen. So können auch solche Hunde behutsam später an verschiedene Menschen und Hunde herangeführt werden, so lange es nicht zu viele neue Erfahrungen auf einmal sind. Hunde, die in ihrer Sozialisationsphase gut an die Umwelt herangeführt wurden und später durch die Haltung wichtige Dinge, wie das Alleinbleiben, das an der Leine gehen oder das Autofahren nicht gelernt haben, holen dies mit etwas Geduld problemlos nach. "Ich habe selbst Hunde kennengelernt, die mit dreizehn Jahren aus dem Tierschutz kamen und sobald man sie alleine lassen wollte, sofort zu Bellen anfingen und bereits nach drei Monaten gutem Training einige Stunden entspannt Zuhause dösten, wenn Herrchen oder Frauchen mal einen Termin hatte." so Stanzel.
Auch Traumata überwinden Hunde erstaunlich gut. "In unserem Tierheim bekommen wir häufig Hunde mit furchtbaren Erlebnissen, die geschlagen oder eingesperrt wurden und es ist faszinierend, wie diese Hunde bereits nach einigen Tagen oder Wochen auftauen und Vertrauen zu unseren Pflegern fassen." sagt Stanzel. Was der Schlüssel hierzu ist? Geduld, Ruhe und Vertrauen.
Quelle: OTS/ Verein Pfotenhilfe
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