Hundehaltung und Hundeverhalten
Tipps zum Umgang mit Angsthunden
Viele angehende Hundehalter möchten unbedingt einem Tier aus dem Tierschutz ein neues gutes Zuhause schenken. Doch gerade Hunde, die bisher kein schönes Leben hatten, sind oftmals scheu, ängstlich und sehr zurückhaltend. Damit die Eingewöhnung im neuen Heim möglichst reibungslos vonstatten geht, ist es hilfreich, sich im Vorfeld über den richtigen Umgang mit so genannten Angsthunden zu informieren. Hier finden Sie einige Tipps, wie sie dem neuen Schützling helfen können, ängstliches Verhalten abzubauen.
Tipp 1: Immer ruhig bleiben
Da sich der Gemütszustand von Herrchen und Frauchen auf den Hund überträgt, sollte man selbst versuchen, in jeder Situation ruhig und gelassen zu bleiben. Ist der Vierbeiner noch nicht dazu bereit, Liebe und Zuneigung zu empfangen, benötigt er Zeit. Dies zu erzwingen wäre fatal und kann das Vertrauen zwischen Hund und Halter beeinträchtigen. Dabei sollte sich jeder die Situation vor Augen führen. Der Hund hat womöglich Schläge bekommen. Immer wenn die Hand ausgestreckt wird, um ihn zu streicheln, zuckt er zusammen, da er Angst hat, wieder Schläge zu bekommen. Es kann eine ganze Weile dauern, bis er das notwendige Vertrauen aufgebaut hat und lernt, dass die ausgestreckte Hand Liebe und Zuneigung bedeutet. Geduld ist hier also das Wichtigste für den Halter.
Tipp 2: Haus und Garten sicher machen
Angsthunde haben teilweise vor allem Angst. Vor Gräsern, die sich durch den Wind bewegen, vor Schmetterlingen oder anderen Kleinigkeiten. Ist der Hund im Garten und ein Wagen hupt, kann es leider schnell passieren, dass er Panik bekommt. Daher ist es besonders wichtig, dass der Garten hundegerecht und ausbruchssicher ist. Selbst wenn nur eine kleine Lücke im Zaun oder der Hecke zu finden ist, kann der Hund bei Panik aus dem Garten ausbüchsen und dadurch nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen.
Tipp 3: Nicht von der Leine lassen
Ängstliche Hunde sind unberechenbar und können beim kleinsten Geräusch aufschrecken, in Panik geraten und davonlaufen. Hat der Hund aus dem Tierheim noch nicht das nötige Vertrauen gefasst oder kennt er sein neues Zuhause noch nicht lange genug, wird er in der Regel auch nicht gleich zurückkommen. Daher ist es wichtig – speziell in der Anfangszeit – den Hund bei Spaziergängen an der Leine zu lassen. Mit einem Brustgeschirr und einer langen Schleppleine hat der Hund auch die nötige Bewegungsfreiheit. Gleichzeitig müssen Herrchen und Frauchen dem Hund nicht in den Rücken fassen und nicht unnötig laut werden, wenn er zurückkommen soll.
Tipp 4: Hektische Bewegungen vermeiden
Da man nie weiß, was Angsthunde wirklich erlebt haben, ist es wichtig hektische Bewegungen zu vermeiden. Hier könnten die Vierbeiner womöglich in Panik geraten, da sie gerade diese oder ähnliche Bewegungen schon erlebt haben und mit negativen Erfahrungen verbinden. Ebenso ist es anfangs notwendig, Abstand zu halten und den Hund nicht mit Streicheleinheiten und körperlicher Nähe zu erdrücken. Wenn der Hund erst knurren oder gar beißen muss, weil er vor lauter Panik keinen Ausweg mehr weiss, haben wir ihm vermutlich nicht die nötige Distanz gegeben.
Tipp 5: Angstquellen erkennen
Damit man die Reaktionen des ängstlichen Hundes im Voraus abwenden kann, ist es wichtig, die Angstquellen zu kennen. Manche Hunde reagieren nur im Freien, im Garten, beim Spaziergang oder anderen Hunden gegenüber ängstlich. In jedem Fall ist es wichtig, selbst stets Ruhe zu bewahren und die Angstquelle – wenn möglich – zu umgehen. Den Hund mit der potentiellen Gefahrenquelle frontal zu konfrontieren, ist der falsche Weg. Besser ist es, das angstauslösende Objekt zu ignorieren bzw. den Hund mit Bestimmtheit und Gelassenheit an ihm vorbeizuführen.
Tipp 6: Den Hund nicht alleine lassen
Besonders ängstliche Hunde sollten in der Öffentlichkeit nicht alleine gelassen werden, etwa beim Einkaufen vor dem Supermarkt. Auch wenn man nur für wenige Minuten im Laden ist, ist der Hund in dieser Zeit schutzlos und der Situation ausgeliefert. Dies kann das Vertrauen in den Menschen stark beeinträchtigen. Vielmehr sollte ein Übungsprogramm zu Hause stattfinden, das den Vierbeiner trainiert, auch mal alleine zu bleiben. Zu Beginn sind es nur zwei Minuten, dann zehn und irgendwann ist es problemlos möglich, den Hund auch etwas länger alleine zu Hause zu lassen. Natürlich sollte nach der Zeit „alleine“, egal wie kurz oder lange sie ist, ein Leckerli gegeben werden.
Tipp 7: Viel Zeit mit dem Hund verbringen
Damit der Hund Vertrauen aufbauen kann, ist es wichtig, viel Zeit mit dem Hund zu verbringen. Personen, die den ganzen oder auch halben Tag arbeiten sind, sollten sich keinen ängstlichen Hund zulegen. Es braucht viel Zeit und Geduld bis der Hund weiß, dass es ihm gut geht und dass er nichts zu befürchten hat. Der Feierabend und das Wochenende allein reichen nicht aus, um den Hund an sich und alles Neue zu gewöhnen. Nur, wer wirklich dauerhaft viel Zeit hat, sollte in Erwägung ziehen, einen Angsthund aufzunehmen.
Tipp 8: Angsthunde nicht in Kinderhaushalt
Das Verhalten von ängstlichen Hunden ist nicht immer berechenbar. Aus diesem Grund sollten sie auch nicht in einen Haushalt mit kleinen Kindern aufgenommen werden, insbesondere dann nicht, wenn unklar ist, ob der ängstliche Hund früher Kontakt zu Kindern hatte und ausreichend sozialisiert wurde. Zudem können Kinder die Auslöser der Angst nicht einschätzen, sind manchmal grob, laut und unbedacht. Fühlt sich der Hund in dieser Situation bedrängt, kann er leicht in Panik geraten und aggressives Verhalten zeigen. Generell sollte eine Begegnung zwischen Hunden und Kindern immer unter Aufsicht einer erfahrenen, erwachsenen Person stattfinden.
Tipp 9: Hundetrainer aufsuchen
Eine weitere Möglichkeit ist es, einen Hundetrainer aufzusuchen, der dann mit dem Hund trainiert und ihm die Angst nehmen kann. Beim Training lernt der Hund, welches Verhalten unerwünscht ist, indem das erwünschte Verhalten positiv verstärkt, also belohnt wird. Auch der Hundehalter lernt, die Körpersprache seines Vierbeiners richtig zu lesen und festigt das Erlernte im Alltag. Auch die Methode mit Hundetrainer benötigt natürlich ausreichend Zeit, viel Geduld und Einfühlungsvermögen.
Tipp 10: Angstlösende Medikamente
Natürlich kann der Hund auch medikamentös behandelt werden. Allerdings ist hier immer auf natürliche Mittel zu achten. Mittlerweile gibt es verschiedene Präparate, die beruhigen und angstlösend wirken. Auch Akupunktur oder Akupressur haben sich bewährt.
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