Neues und Kurioses
Das Geschäft mit der Niedlichkeit
10.01.2013
Ein Anblick zum verlieben: Das Foto in der Online-Börse zeigt einen bildhübschen Welpen, der mit treuen Augen in die Kamera blickt. Der Text des Anbieters erläutert, dass es sich um ein reinrassiges Tier handelt, und der Preis liegt deutlich unter den Forderungen anderer Züchter. Jedes Jahr überzeugen solche Inserate Tausende Tierliebhaber. Immer wieder folgen auf den Kauf jedoch dramatische Wochen, weil der Hund kränkelt oder gar stirbt.
Unwürdige Umstände
Die angebotenen Welpen stammen zu einem großen Teil aus Osteuropa. Ihr kurzes Leben haben sie meist unter Umständen verbracht, die mit dem Begriff der artgerechten Haltung nichts gemein haben. Was in den Anzeigen als Zucht aus liebevoller Hand ausgegeben wird, hat seinen Ursprung oft Betrieben, die sich bestenfalls als Tiervermehrungsanstalten beschreiben lassen.
In schmuddeligen Verschlägen werden die Welpen auf engstem Raum gehalten und nur mit dem Notwendigsten versorgt. Impfungen oder Wurmkuren haben diese Tiere nie bekommen – stattdessen werden ihnen gefälschte Papiere mit auf den Weg gegeben. Denn nur so sind die Preise überhaupt möglich: „Bei einem regulär gezüchteten Welpen summieren sich allein die Tierarztkosten sowie die Kosten für Ernährung und Entwurmung auf etwa 300 Euro“, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen.“ Im Internet werden jedoch Rassehunde für 150 oder 200 Euro angeboten, inklusive Anlieferung.
Gefährliche Krankheiten
Mangelhafte gesundheitliche Vorsorge führt nicht selten dazu, dass der Hund nach wenigen Tagen oder Wochen schwer erkrankt. So sind gerade ungeimpfte Hunde im Alter von zwei bis 16 Wochen besonders gefährdet, an der Infektionskrankheit Parvovirose zu erkranken, die tödlich enden kann. „Behandlungskosten von 1000 bis 2500 Euro sind nicht ungewöhnlich“, warnt Udo Kopernik.
Experten befürchten sogar, dass durch die illegal eingeführten Tiere Krankheiten und Seuchen zurückkehren könnten, die bei uns eigentlich längst Geschichte sind. „Europa ist praktisch tollwutfrei, aber das Baltikum, Russland, Osteuropa, der Balkan, Nordafrika sind noch Gebiete, in denen das Virus weit verbreitet ist“, warnt Uwe Truyen, Professor für Tierhygiene und Tierseuchenbekämpfung an der Universität Leipzig. Das Tollwutvirus ist nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen gefährlich: Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, verläuft sie ausnahmslos tödlich.
Risiko Verhaltensstörungen
Doch es sind eben nicht nur die möglichen Krankheiten, die einen Hund aus unsachgemäßer Zucht zu einem Risiko machen. „Noch deutlich schwerwiegender sind meiner Meinung nach die Verhaltensstörungen“, sagt Sylvia Heesen von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Denn hat ein Welpe in seinen ersten Lebenswochen nicht die notwendige Sozialisation erfahren, wird ihn das sein Leben lang prägen. Kennt er beispielsweise alltägliche Umwelt-Geräusche nicht, weil er ohne Betreuung und Zuwendung in einem Verschlag gehalten wurden, dann wird er darauf beim Spaziergang ängstlich reagieren – und Angst schlägt schnell in Aggression um. Was dann auch für den Menschen gefährlich wird. Ein Problem das ebenfalls bei mitgebrachten Straßenhunden aus Urlaubsländern beobachtet wird – und vor dem Experten bei Hunden warnen, die als Ware im Zoohandel verkauft werden.
Der Kauf hilft nur den Kriminellen
Der Kauf eines billig angebotenen Rassehundes zweifelhafter Herkunft sollte daher auch nicht aus Mitleid erwogen werden. Selbst wenn der verlangte Preis günstig erscheint, wird damit nur die Zucht weiterer Hunde unter unwürdigen Bedingungen finanziert. Hunde, die unter gefährlichen Krankheiten leiden können, die über keinerlei soziale Prägung verfügen. Größtmögliche Sicherheit vor traurigen Überraschungen beim Welpenkauf bieten allein zertifizierte Züchter. Und auch in deutsche Tierheime warten gesunde Hunde auf ein neues und liebevolles Heim.
Welpen sind keine Ware
Mit der Initiative „Welpen sind keine Ware“ setzen sich der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), die Tierschutzorganisation TASSO, Europas größtes Hundemagazin DOGS und weitere Tierschutzorganisationen ab sofort gemeinsam gegen den Welpenhandel ein.
Das Aktionsbündnis ruft Hundekäufer zu Besonnenheit auf und gibt ihnen folgenden Leitfaden an die Hand:
- Kein Kauf von Welpen aus dem Internet, vom Markt, aus dem Kofferraum eines Autos oder aus einem Zoogeschäft.
- Keine Spontankäufe von Hunden, erst recht nicht aus Mitleid.
- Wer einen Welpen kauft, sollte sich immer das Muttertier zeigen lassen und darauf achten, dass die Welpen nicht fremdeln.
- Ein Züchter, der nicht genau wissen will, wo sein Hund hinkommt, hat kein Vertrauen verdient.
Nähere Informationen zu der Initiative finden Sie auf www.wuehltischwelpen.de
Quelle: VDH
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