Neues und Kurioses

Herbstzeit ist Igelzeit

30.09.2014

von Angelika Schreiber

Hund und Igel im Garten
Die Begegnung zwischen Hund und Igel kann für beide Tiere gefährlich sein. Foto: © Reinhard Grondstein / pixelio.de

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Der Herbst ist da und somit auch die Zeit, da die Igel ihre Nester bauen, in denen sie den Winter verbringen werden. Mit hoffentlich kugelrunden Bäuchlein und eingerollt im wärmenden Laub und Moos.

Doch was hat das alles mit Hunden zu tun?

Hunde schnüffeln gerne. Hunde buddeln gerne. Und dabei kann es durchaus passieren, dass ein Hund ein Igelnest findet und den Igel gerne näher begutachten möchte. Man kann sich vorstellen, dass das mit einigen Problemen verbunden ist. Der Igel wird aus seinem Winterschlaf gerissen und oft schwer verletzt. Nicht selten kommt es vor, dass Hunde den ausgegrabenen Igel näher untersuchen als dem Igel zuträglich ist. Bitte unterschätzen Sie solche Zwischenfälle nicht. Für den Igel bedeutet es sehr wahrscheinlich ein Todesurteil während des Winterschlafs entdeckt zu werden.

Hundebissverletzungen sind leider oft massiv, viele Igel überleben eine derartige Attacke nicht. Auch wenn der Igel nicht verletzt wird, ist eine derartige Störung unbedingt zu vermeiden. Der Energiestoffwechsel des Igels läuft nämlich auf Sparflamme, alle Körperfunktionen sind minimiert. Wird der Igel nun in seinem Winterschlaf gestört, bringt das seinen gesamten Stoffwechsel durcheinander, und Verhungern bzw. Erfrieren können die Folgen sein.

Und was bedeutet eine winterliche Igelbegegnung für den Hund?

Auch für den Hund stellt eine derartige „Igel-Bekanntschaft“ eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Seine Stacheln schützen den eingerollten Igel zu einem gewissen Grad vor Verletzungen durch Raubtiere, Hundezähnen halten sie jedoch nicht stand. Stattdessen können einige dieser wehrhaften Gesellen im empfindlichen Hundegesicht stecken bleiben – was im wahrsten Sinne des Wortes auch ins Auge gehen kann. Schwere Entzündungen inklusive teuren Tierarztbesuchen sind möglicherweise die Folge. Auch sind Herr und Frau Igel meist von Flöhen und Zecken befallen. Diese Gäste sind auf unseren Hunden eher nicht gern gesehen – erst recht nicht, wenn man gerade gemütlich bei einer Tasse Tee daheim sitzt, und der Hund sich plötzlich kratzt und zwickt.

Was heißt das jetzt für mich als Hundebesitzer?

Sollte Ihr Hund in der Herbst- und Winterzeit besonders interessiert an einer versteckten Stelle im tiefen Laub buddeln, rufen Sie ihn zur Sicherheit ab. Bieten Sie ihm stattdessen die Möglichkeit, an einer anderen Stelle ausgiebig seiner Leidenschaft nachzugehen. Wie wäre es mit gemeinsamen Nasenspielen anstatt einer Igeljagd? Auch frisch angehäufte Laubhaufen bei der Gartenarbeit sind hervorragend für einen gemeinsamen Schnupperspaß geeignet. Dass der Mensch das fein säuberlich zerbuddelte Laub wieder zusammenrechen muss, bleibt hier nicht unerwähnt. Aber so tun Sie wenigstens gleich etwas für Ihre Fitness.

Was tun, wenn ...?

Sollte Ihr Hund einen Igel entdecken und ausgraben oder gar verletzen, gehen Sie bitte nicht einfach weiter! Das wäre grob fahrlässig. Bringen Sie den Igel außer Reichweite Ihres Hundes und bitten Sie die Wildtierhilfe oder einen Tierarzt um Rat und Hilfe. Eine tierärztliche Versorgung des Igels wird nötig sein. Untersuchen Sie Ihren Hund auf etwaige Verletzungen – besonders im Schnauzenbereich. Manchmal stecken gut sichtbare Stachel in der empfindlichen Haut, und Herr oder Frau Hund laufen einem schon winselnd entgegen. Auch hier ist ein Tierarztbesuch unerlässlich. Den Zecken- und Flohschutz kann man entweder prophylaktisch auffrischen oder den Hund daheim verstärkt nach den blutsaugenden Quälgeistern absuchen.

Und die Moral von der Geschicht?

Hund, bitte stör den Igel nicht. Damit wir uns auch im nächsten Frühjahr an den putzigen Nützlingen (Igel sind tüchtige Schädlingsvernichter!) erfreuen können, meiden Sie bei actionreichen Herbst-Aktivitäten mit Ihrem Hund die direkte Nachbarschaft der Igel. Viel Spaß beim Laub aufwirbeln, und genießen Sie den wundervollen Herbst in all seiner Farbenpracht!

Näheres zum Winterschlaf bei Igeln: www.wildtierhilfe-wien.at

Angelika Schreiber ist ausgebildete Hundeverhaltensberaterin in Wien. Sie hält regelmäßig Schul- und Kindergartenvorträge zum Thema „Kind & Hund“ und bietet Hausbesuche sowie Einzelstunden bei unterschiedlichen Problemstellungen an.

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