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Tierschützer warnen vor Trainingsmethoden des Hundeflüsterers
19.03.2014
Wien (OTS) / Vier Pfoten
Im kommenden September soll Cesar Millan mit seiner Show in der Wiener Stadthalle auftreten. Verhaltensforscher und Tierschützer kritisieren den US-amerikanische TV-Serienstar und so genannten "Hundeflüsterer" schon lange. Auch die "American Veterinary Society of Animal Behaviour" wirft ihm grausame Trainingsmethoden vor, die Hundehalter völlig fehlleiten. Aus diesem Grund ruft die Tierschutzorganisation Vier Pfoten zu einem Boykott der Show auf.
"Millans Trainingsmethoden sind nicht nur völlig veraltet, sondern auch teilweise gewalttätig", sagt Indra Kley, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten. In seinen Sendungen kann man Hunde sehen, die verunsichert und hochgradig gestresst sind sowie unter ungeheurer psychischer Belastung stehen. Es werden Elektroschockhalsbänder verwendet, die Hunde werden am Halsband gewürgt, bis ihnen die Luft wegbleibt, sie werden getreten. Erwachsene Hunde werden am Nacken gepackt und in die Luft gezerrt, Beschwichtigungssignale werden missachtet.
Strafe, Dominanz, Unterwerfung und Drohgebärden
"Cesar Millans Methoden beruhen auf Strafe, Dominanz, Unterwerfung, Druck und Drohgebärden", kritisiert Kley. "Dies bringt Hunden lediglich bei, dass der Mensch unberechenbar und potenziell gefährlich ist. Die Mensch-Tier-Beziehung wird dadurch enorm geschädigt." Nicht nur das: Die Methoden verstoßen auch klar gegen das österreichische Tierschutzgesetz: Dem zufolge ist es verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen. Wer Millans Methoden in Österreich anwendet muss bei Polizei oder Amtstierarzt angezeigt werden.
Indra Kley: "Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Gewalt in der Hundeerziehung aggressive Hunde hervorbringt. Millans Trainingsmethoden lösen oft erst Aggression aus und sind nicht, wie oftmals dargestellt wird, die Lösung dafür. Nach Meinung von Fachleuten können sie Hunde in schier tickende Zeitbomben verwandeln. Das heißt, sie werden in ihren Reaktionen unberechenbar und sind dadurch schwer in die Gesellschaft zu integrieren." Gewalt erzeugt Gegengewalt und die Gewalt beginnt bereits beim Leinenruck.
Ebenso ist es erwiesen, dass das Lerngehirn bei Druck abschaltet. Es findet kein Lernprozess mehr statt, der Hund geht stattdessen in ein so genanntes "Meideverhalten" und stellt jegliche Kommunikation ein. "Das ist aber kein Therapieerfolg, wie den Leuten verkauft wird, sondern schlicht eine erlernte Hilflosigkeit des Hundes", sagt Kley. Auch die "European Society of Veterinary Clinical Ethology (ESVCE)" und die "American Veterinary Society of Animal Behavior (AVSAB)" haben Cesar Millan aufgrund seiner veralteten und nicht tierschutzkonformen Methoden bereits stark kritisiert.
Nachahmen kann böse enden
Immer wieder kommt es außerdem zu tragischen Unfällen, weil Hundebesitzer die Methoden von Cesar Millan nachahmen. Tierschützer warnen daher ausdrücklich vor den Konsequenzen, die gewisse Praktiken wie Endloswürgen, Schläge, Tritte etc. haben können. So starb ein einjähriger Schäferhund in Deutschland, weil sein Besitzer ihn beim Training zur Strafe an einem Würgehalsband hochhob und über etwa eine Minute in der Luft hängen ließ. In den USA wird immer wieder über Todesfälle aufgrund von "Strafhängen" berichtet.
Indra Kley rät: "Wenn Sie als Hundehalter Unterstützung benötigen, schauen Sie nach einer guten Hundeschule oder einem guten Hundetrainer, die auf einer modernen Basis, d.h. vor allem mit positiver Bestärkung arbeiten. Denn sie ist der Schlüssel zu einer guten Mensch-Tier-Beziehung. Wir sollten Hunden mit Verständnis, Konsequenz und Respekt begegnen und sie auch entsprechend erziehen."
Checkliste zur Auswahl einer guten Hundeschule
Allzu oft wird in Hundeschulen leider noch mit Stress und Druck gearbeitet. Es gibt aber auch sehr gute Trainer, die nach den neuesten Erkenntnissen der Verhaltensforschung vorgehen und sich mit Hund und Halter sehr individuell auseinandersetzten. Vier Pfoten hat eine Checkliste zur Auswahl einer guten Hundeschule zusammengestellt. Zu den wichtigsten Punkten gehören:
- Hunde und Hundehalter werden mit positiver Verstärkung unterrichtet.
- Würgeketten, Zug- oder Stachelhalsbänder, Anti-Bell-Halsbänder, Leinenrucke und gebrüllte Kommandos sind nicht zugelassen. Schlagen ist Tabu.
- Es werden keine aggressionsfördernden Übungen durchgeführt.
- Möglichst kleine Gruppen (Richtwert: pro Trainer fünf Hunde)
- Spielphasen werden von den Trainern beaufsichtigt und positiv angeleitet
- Hunde, die in Gruppen gestresst sind, werden im Einzeltraining unterrichtet
- Hunde mit Verhaltensproblemen und läufige Weibchen haben in Gruppen nichts verloren.
- Es wird großer Wert auf Kommunikation mittels Körpersprache und Handzeichen gelegt.
- Welpen werden beim Spielen von den überlegenen Hunden separiert.
- Nach jeder Trainingseinheit sollte eine Spielpause folgen
Die vollständige Liste kann unter http://www.vier-pfoten.at/service/ratgeber/ heruntergeladen werden.
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