Hunderassen

Teacup-Hunde – klein, kleiner, mikroskopisch

Teacup Chihuahua
Teacup Chihuahua - © Foto: "Boutique Teacup Puppies"

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Die exlusive Designer-Handtasche ist längst nicht mehr das einzige Must-have-Accessoire der Stars und Sternchen in Hollywood. Wer auffallen möchte, trägt neuerdings auch noch einen Hund in Größe XS unterm Arm. Der Trend zum Mini-Hund zeichnet sich aber auch in Europa ab: Hunderassen, die weniger als vier Kilo wiegen, werden immer beliebter. (Kleine Hunderassen - 11 gute Gründe für einen kleinen Hund)

Im Prinzip ist der Wunsch nach einem handlichen vierbeinigen Begleiter auch nachvollziehbar und verständlich. Problematisch wird es dann, wenn die Zucht und Vermarktung dieser Zwerge aus dem Ruder läuft. Zwerghunderassen, die mit dem Zusatz „Teacup“ versehen sind, werden sehr oft im Internet angeboten, ebenso groß ist die Nachfrage. Doch einen wirklich seriösen Züchter wird man unter den Anbietern vergeblich suchen.

Zwerghund, Mini-Hund, Teacup-Hund

Es gibt jede Menge Zwerghunderassen wie Chihuahua, Malteser, Papillon, Pekingese, Zwergpinscher oder Zwergpudel, die von internationalen Hundeverbänden als eigenständige Rassen anerkannt sind, und unter Einhaltung gewisser Rassestandards gezüchet werden. Zwerghunde sind zierlich gebaute Gesellschaftshündchen, die ausgewachsen in der Regel kaum größer als 30 cm werden.

Der Begriff Teacup-Hund („Teetassen-Hund“) ist hingegen eine reine Marketing-Erfindung: Kleine Hunde liegen im Trend, winzige Hunde, die bequem ins Handtäschchen bzw. in eine Teetasse passen, erleben einen regelrechten Boom. Dabei sind so genannte Teacup-Hunde in Wirklichkeit nichts anderes, als extrem winzige und krankhaft unterentwickelte Exemplare von unterschiedlichen Zwerghunderassen. Das Teacup-Format wird in keinem Rassestandard erwähnt, die Zucht mit Hunden unter einer Mindestgröße oder einem Mindestgewicht ist sogar untersagt.

Kleiner Hund – große gesundheitliche Probleme

Verpaart man zwei zwergwüchsige, schwache Exemplare einer Hunderasse, so sind auch ihre Nachkommen entsprechend genetisch benachteiligt. So genannte Teacup-Hunde sind daher weitaus anfälliger für genetisch bedingte Erkrankungen und haben in der Regel eine geringere Lebenserwartung, als ihre normalgewichtigen Artgenossen.

Häufig kommen Teacup-Hunde mit einem Wasserkopf auf die Welt. Dabei sind die Flüssigkeitsräume des Gehirns krankhaft erweitert und drücken auf den Schädelknochen. Ein Wasserkopf ist so gut wie nicht behandelbar und führt – je nach Ausprägung – zum frühen Tod des Tieres.

Das Kindchenschema-Gesicht – hohe Stirn, riesige Kulleraugen und Stupsnase – spricht zwar nahezu jeden Menschen an. Aufgrund der überdimensionierten Augen sind diese Hunde aber auch viel anfälliger für Augenreizungen und -infektionen.

Verzwergte Hunde haben naturgemäß auch fragilere Knochen, neigen zu Gelenks- und Bandscheibenerkrankungen und haben eine gestörte Blutzucker-Regulierung. Sie müssen etwa alle vier Stunden gefüttert werden, da sonst eine Unterzuckerung droht, die – unbehandelt – tödlich sein kann.

Aufgrund ihrer Zartheit und Verletzlichkeit können Teacup-Hunde kaum ein „normales Hundeleben“ führen. Ein Sturz vom Sofa, vom Stuhl oder von den Armen des Hundehalters kann für den Winzling fatale Folgen haben. Das normale „Gassi gehen“, die Bewältigung von Hürden und Treppen ist fast unmöglich. Ein Teacup-Hund muss wie ein krankes Tier rund um die Uhr betreut werden und braucht regelmäßige medizinische Kontrollen.

Das Geschäft mit den Zwergen

Dennoch ist der Nachwuchs im Teacup-Format äußerst begehrt und besonders lukrativ. Je geringer das Gewicht, desto höher der Preis. So werden für einen Teacup-Pudel oder einen Mini-Chihuahua 1.000,-- Euro und mehr bezahlt – ein einträgliches Geschäft für fragwürdige Hobbyzüchter.

Durch die gezielte und vermehrte Nachfrage nach diesen Miniaturhunden, werden die schwarzen Schafe unter den Züchtern auch weiter ermutigt, immer kleinere Vertreter der einzelnen Rassen zu produzieren - ohne Rücksicht auf gesundheitliche Defekte. Die exorbitanten Tierarztkosten, die so genannte Teacup-Hunde im Laufe ihres kurzen Lebens bereiten, haben schließlich die künftigen Besitzer zu tragen.

Offiziell nicht zur Zucht zugelassen

Für alle anerkannten Kleinhunderassen gibt es Rassenstandards und klar definierte Zuchtbestimmungen. Diese schreiben auch eine Mindestgröße oder ein Mindestgewicht der Zuchthündinnen und Rüden vor. So sind z.B. Toy-Pudel mit einer Schulterhöhe von unter 23 cm oder Verzwergungsmerkmalen nicht zur Zucht zugelassen. Wenn ein Teacup-Pudel Züchter auf seiner Internetseite einen Teacup-Pudel Zuchtrüden mit einer Schulterhöhe von nur 16 cm vorstellt, muss man die Seriosität dieses Züchters sehr in Frage stellen.

Auch beim Zwergspitz ist die Mindestgröße, die ein Hund haben muss, um zur Zucht zugelassen zu werden, festgeschrieben: "Die Zucht von so genannten Teacup Hunden mit einer Widerristhöhe unter 18cm ist verboten." Ebenso sind Chihuahuas, die weniger als 2 kg wiegen laut Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) nicht zur Zucht zugelassen.

Der taugliche „Teacup“-Hund

Natürlich kann es auch kleine Vertreter von Zwerghunderassen geben, die keine gesundheitlichen Probleme und eine lange Lebenserwartung haben. Auf der sicheren Seite sind künftige Hundehalter, wenn sie Welpen bei einem Züchter kaufen, der Mitglied in einem dem VDH (in Deutschland) oder ÖKV (in Österreich) angeschlossenen Rassehund-Zuchtverein ist. Denn so ist auf jeden Fall gewährleistet, dass es sich bei einem Welpen um ein gesundes Tier handelt.

Wer unbedingt einen Winzling haben möchte, kann bei eingetragenen Züchter nach dem kleinsten Welpen eines Wurfes fragen. Denn auch die Kleinsten eines gesunden Wurfes werden weit weniger gesundheitliche Risiken und eine höhere Lebenserwartung haben, als jeder so genannte Teacup-Hund. Meist werden diese sogar günstiger abgegeben, als ihre größeren Geschwister.

Nähere Informationen zu Zwerghunderassen:
Österreichischer Zwerghundeklub
Verband Deutscher Kleinhundezüchter

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